Mit seinen Gemälden erkundet Talev Grenzüberschreitungen zwischen ausgreifender gestischer Emotion und kompositorischem Kalkül. Tektonisch einander überlagernde und ineinander verschobene Flächen verleihen expressiven Farbräumen oder – schichtungen Struktur. Doch greifen die Form gebenden Gefüge oft über den Bildausschnitt hinaus und entziehen sich auf diese Weise einer harmonisierenden, ganzheitlichen Vereinnahmung durch den Betrachter.
Das Bildquadrat vermag die Malerei nicht in sich abzuschliessen . Ist in grafischen Arbeiten der in unregelmässige, fragmentarische Flächen und Leerräume eingepasste Akt das Hauptthema, so scheinen in den neueren Gemälden nur noch vereinzelt Reflexe auf Figuratives und Gegenständliches auf, gleich einem assoziativen Impulsgeber zur Freisetzung komplexerer malerischer Prozesse. Häufig bleibt es allein den Bildtiteln überlassen, auf die thematischen Leitmotive zu verweisen, die den Maler vor die Leinwand führen. Dies sind, im allgemeinsten Sinne, Bewegungen durch Raum und Zeit, die zwischen Dynamik und Verharren oszillieren, Spiegelungen sowie Anklänge an Landschaft, Figürliches und sogar Historisches. Solche zur assoziativen Kontemplation anregenden Imaginationsräume bleben in Talevs Malerei stets weit geöffnet.